TIERLEID AUF ZWEI RÄDERN!

Wenn der Hund im Sommer mithalten muss.

Wenn die Temperaturen steigen – bitte nicht mit dem Hund am Fahrrad!

Sobald das Thermometer über die 25-Grad-Marke klettert, beobachten wir immer wieder ein fragwürdiges Phänomen: Menschen auf dem Fahrrad – begleitet von hechelnden Hunden an der Leine. Die restlichen Monate im Jahr kaum zu sehen, treten sie bei Sommerhitze plötzlich vermehrt in Erscheinung.

Während der Mensch in luftiger Kleidung die kühle Brise beim Radeln genießt, muss der Hund nebenherlaufen – häufig im heißen Tempo, oft am Halsband geführt, und nicht selten mit weit heraushängender Zunge und sichtbar am Limit. Auf dem aufgeheizten Asphalt ist das für die Tiere nicht nur extrem anstrengend, sondern auch gefährlich.

Wir fragen uns: Was geht in solchen Momenten im Kopf der Halter vor? Wird ernsthaft davon ausgegangen, dass Hunde Hitze besser vertragen? Oder soll der tägliche Spaziergang durch eine schnelle „Runde“ am Fahrrad abgekürzt werden? Ist das die viel zitierte „Auslastung“?

Ein wichtiger Grundsatz: Hunde powert man nicht aus – man lastet sie aus.

Im Gegensatz zu unserem menschlichen Alltag mit Bürojobs und Fitnessdrang brauchen Hunde vor allem eines: Ruhe. Ein gesunder, ausgeglichener Hund schläft 18 bis 20 Stunden am Tag – und das bitte nicht in Isolation, sondern in entspannter Nähe zu seinem Menschen.

Straßenhunde zeigen, wie sich Hunde in freier Umgebung verhalten: Sie bewegen sich in ihrem eigenen Tempo, meist gemächlich, ruhen viel und vermeiden körperliche Anstrengung bei großer Hitze. Rennen? Nur im Ausnahmefall. Und schon gar nicht über heißen Asphalt bei 30 Grad im Schatten.

Ein Blick in den organisierten Hundesport macht zusätzlich deutlich, wie problematisch körperliche Belastung bei warmem Wetter ist: Im Zughundesport – etwa beim Bikejöring oder Canicross – gelten strenge Temperaturgrenzen. Bereits ab etwa 15 °C Außentemperatur wird von intensiver Belastung abgeraten, viele Veranstalter verhängen dann sogar Startverbote. Denn Hunde haben kaum funktionierende Schweißdrüsen und können sich fast ausschließlich durch Hecheln abkühlen. Eine Überhitzung droht schnell – mit potenziell lebensbedrohlichen Folgen.

Was im Hundesport unter kontrollierten Bedingungen als zu riskant gilt, sollte im privaten Alltag erst recht vermieden werden – insbesondere, wenn der Hund untrainiert ist, an der Leine mitlaufen muss und der Asphalt zusätzlich aufgeheizt ist.

Statt körperlicher Überforderung braucht der Hund gemeinsame Zeit mit seinem Menschen: Gemeinsames Erleben, Schnüffeln, Erkunden, Beobachten. All das in einem ruhigen Tempo, das Raum lässt, wirklich Hund zu sein. Denn sinnvolle Auslastung hat nichts mit Geschwindigkeit zu tun, sondern mit mentaler Stimulation, Zuwendung und Ruhephasen.

Wer glaubt, ein Hund müsse durch Rennen „müde gemacht“ werden, verkennt die Wirkung: Ständiger Adrenalin-Ausstoß führt nicht zur Entspannung, sondern langfristig zu Stress, Nervosität und Unausgeglichenheit.

Unser Appell: Bitte keine Fahrradtouren mit Hund bei Hitze. Wenn Sie Bewegung brauchen – laufen Sie ruhig selbst los. Aber stellen Sie sich vorher vor, das Ganze in der Mittagshitze, barfuß und mit einer dicken Jacke absolvieren zu müssen. Dann erkennen Sie vielleicht, wie sich Ihr Hund dabei fühlt.

Für alle, die das Wohl ihres Vierbeiners wirklich im Blick haben: Lassen Sie ihn Hund sein. Und gönnen Sie ihm – gerade im Sommer – das, was er am meisten braucht: Ruhe, Nähe und respektvolle Fürsorge.

Ihr Team vom Tierheim Kronach